Wie finnische Reiseziele und Unternehmen der Natur etwas zurückgeben

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Frauen in einem finnischen Moor beim Blumenpflücken.

Foto: Kota Collective, Harri Tarvainen

Finnlands Tourismusbranche engagiert sich aktiv für Artenvielfalt und Naturschutz

Was wäre, wenn Reisen nicht nur spurlos bleiben, sondern der Natur sogar helfen könnten?

Genau das ist der Gedanke hinter regenerativem Denken. In Finnland setzen Reiseziele, Tourismusunternehmen und Gemeinden konkrete Maßnahmen um, um die Artenvielfalt zu fördern, Ökosysteme zu regenerieren und die Verbindung zur Natur zu vertiefen. Auch wenn Reisende nicht immer direkt beteiligt sind, spielt ihre Anwesenheit, Unterstützung und Neugier dennoch eine Rolle.

Hier findest du Beispiele aus der Praxis, wie Reiseziele in Finnland der Natur aktiv beim Heilen helfen.

Ein geretteter Wald ist ein gut genutzter Urlaub – Salla

Im östlichen Grenzgebiet von Salla können Reisende aktiv zum Schutz der finnischen Natur beitragen. Im Rahmen der Kampagne Give back to local nature (Sallan luontohyvitys), die gemeinsam mit der Finnischen Naturerbestiftung entwickelt wurde, kannst du gezielt alte Wälder, Moore oder seltene Auenwälder schützen oder auch Renaturierungsprojekte unterstützen.

Du wählst selbst aus, wie viel du beitragen und welchen Lebensraum du fördern möchtest. So entsteht eine direkte Verbindung zur lokalen Natur und du hinterlässt einen grünen Fußabdruck in einer der ursprünglichsten Regionen Finnlands.

Foto: Harri Tarvainen

Willkommen, Bestäuber – Lahti

Rund 90 % aller Blütenpflanzen und 75 % der weltweiten Nahrungspflanzen sind auf Bestäuber wie Bienen angewiesen. Doch ihre Zahl geht zurück. Die Stadt Lahti in der Seenplatte hat mit der Kampagne Ilman pölyttäjiä emme pärjää („Ohne Bestäuber schaffen wir’s nicht“) eine konkrete Initiative gestartet.

Lahti verteilt 10.000 Saatgutpäckchen mit heimischen Wildblumen an die Bevölkerung – so entsteht Lebensraum für Bestäuber im eigenen Garten. Das Prinzip dahinter: hallittu hoitamattomuus – kontrollierte Wildheit. Ein lokaler, bodenständiger Ansatz für mehr Biodiversität.

Credits: Harri Tarvainen

Von Lupinen-Bekämpfung bis Moorpflege – Hawkhill

Im Nuuksio-Gebiet bei Helsinki verdrängen invasive Lupinenarten heimische Wildblumen. Die nachhaltige Reiseanbieterin Hawkhill hat deshalb den Lupin Battle ins Leben gerufen – eine gemeinschaftliche Aktion mit Anwohnenden, Vereinen und Gästen. Mit Unterstützung der Regionalen Umweltbehörde wurden allein in einem Sommer über 200 Säcke Lupinen entfernt.

Zusätzlich lädt Hawkhill Gäste ein, das nahegelegene Haukansuo-Moor zu entdecken, ein einzigartiges Ökosystem, das gerade behutsam renaturiert wird. Moore sind wichtige CO₂-Speicher und machten einst über 30 % Finnlands Landfläche aus. Bei geführten Spaziergängen erfährst du mehr über Pflanzen, Beeren, Geschichte und Mythen und siehst, wie aktiver Naturschutz funktioniert.

Foto: Hawkhill

Traditionelles Werkzeug, moderne Wirkung – Haltia Lake Lodge

Direkt am Nuuksio-Nationalpark kannst du in der Haltia Lake Lodge beim Mähen traditioneller Wiesen mithelfen ganz wie früher, mit Sense und Holzrechen. Diese Pflege hält die Landschaft offen und nährstoffarm – ideale Bedingungen für seltene Pflanzen.

Neben einem neuen Skill nimmst du oft auch ein neues Verständnis mit: dafür, wie viel Geduld, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit die Natur zum Erblühen bringt.

Foto: Haltia Lake Lodge

Sanfter Tourismus schützt Eiderenten – Bengtskär

Auf der Felseninsel Bengtskär nisten jedes Frühjahr hunderte Eiderenten. Ihr unerwarteter Verbündeter? Die ganzjährige menschliche Präsenz rund um den Leuchtturm. Das Team von Bengtskär Oy sowie achtsame Gäste helfen dabei, Fressfeinde wie Seeadler fernzuhalten allein durch ihre Anwesenheit.

Die Betreiber:innen patrouillieren täglich, Gäste werden vorab informiert und gebeten, Nistplätze zu meiden. Nester werden markiert und heimische Sträucher gepflanzt, um den Tieren Schutz zu bieten. Die geführten Frühlingsausflüge – gemeinsam mit Wilson Charter Oy – verlängern zudem die Saison und stärken das Bewusstsein für den Schutz der Meeresvögel.

Foto : Bengtskär Oy
Foto: Julia Kivelä

Lautlos durch den arktischen Winter – Lapland Safaris

Schneemobile gehören in Lappland zum Wintererlebnis doch die traditionellen Modelle verursachen Lärm, Abgase und Benzingeruch. Lapland Safaris geht hier neue Wege und setzt auf Nachhaltigkeit: Zuerst mit emissionsärmeren Viertaktmotoren, jetzt auch mit elektrischen Schneemobilen in Luosto und Rovaniemi.

Diese sind nahezu lautlos, abgasfrei und viel weniger störend für Wildtiere wie Rentiere. Für viele Gäste ist die leise, entspannte Fahrt ein besonders intensives Naturerlebnis.

Foto: Lapland Safaris

Ausgleich für Land und Küste – Örö

Auf der Insel Örö im Schärenmeer hat sich eine zu große Population an Weißwedelhirschen etablier, eine eingeschleppte Art, die seltene Pflanzen frisst. Um das Gleichgewicht wiederherzustellen, organisiert Visit Örö in Zusammenarbeit mit Metsähallitus und der lokalen Jagdgesellschaft geführte Jagden. Das Wildfleisch wird vor Ort verarbeitet – ein Ansatz, der Natur- und Ressourcenschutz verbindet.

Außerdem können Gäste im Frühling beim Müllsammeln an der Küste mithelfen. Als Dank gibt’s eine warme Lachsuppe – typisch finnisch. Auch die Wiesen der Insel werden gepflegt: Wacholder und Heide werden entfernt, damit seltene Wildblumen wieder Platz haben.

Weniger bauen, mehr sein – Angeli Reindeer Farm

Foto: Angeli Reindeer Farm

Auf der Angeli Reindeer Farm in Finnisch-Lappland ist Reduktion Programm: Es gibt keine separaten Gästegebäude, Besuchende sind direkt im Hof und Alltag der Familie willkommen. Das spart Ressourcen und schafft Nähe zur echten Lebensweise der Rentierhalter:innen. Kein Programm, kein Schauspiel – einfach echt.

Ein Baum, viele Bedeutungen – Mood of Finland

Der Forest of Love ist ein Projekt von Mood of Finland: Hier kannst du einen Baum pflanzen für jemanden oder etwas, das dir wichtig ist. Das geht auf eigenem Grund oder auf Gemeinschaftsflächen in Südfinnland. Du erhältst eine Urkunde, ein Teil des Erlöses fließt an die Naturerbestiftung zum Schutz alter Wälder.

Credits: Harri Tarvainen

Feuchtgebiete für Wasser- und Wiesenvögel – Tackork Gård & Marina

In Nauvo an der Küste gehört Naturschutz zum Alltag. Auf dem Gelände von Tackork Gård & Marina wurde ein Feuchtgebiet wiederhergestellt, ein neuer Lebensraum für Vögel, Insekten und Wasserpflanzen. Gleichzeitig verbessert es die Wasserqualität, da es Nährstoffe aus dem Abfluss filtert. Die umliegenden Gewässer sind dadurch klarer geworden.

Gäste können das Feuchtgebiet und den angrenzenden Naturwald erkunden – Orte zum Beobachten, Spazieren und Stillwerden.

Foto: Kari Ylitalo

Wildes Essen, sanfter Fußabdruck – AT Nature

Im Familienunternehmen AT Nature in Inari, Lappland, wird Essen gesammelt, geangelt und gemeinsam zubereitet mitten im arktischen Wald. Bei geführten Touren sammeln Gäste Beeren, Pilze, angeln und bereiten Wild zu, stets respektvoll und nur in kleinen Mengen.

Diese Erfahrung schafft Verbindung zur Natur – nicht nur über den Geschmack, sondern auch über das Verständnis. Langsam, bewusst, bodenständig.

Siehe auch

UNESCO Global Geoparks in Finnland

Vom Wasser geformte Landschaften, Sumpfgebiete und...